(Attendorn, Seminar, 15. - 17.11.2025) „Once again! One more time!“ hieß es für viele, die ihren Weg zur Akademie am Biggesee in Attendorn bestritten. Für manch andere hieß es eher „For the very first time“ mit Peter Dieler und Karen Jahn in Attendorn. Ich darf mich so halb zu der ersten Gruppe zählen, aber auch zu Gruppe zwei. Schließlich kenne ich Peter schon seeehr lange, und auch Karen seit ein paar Jahren, allerdings war ich noch nie in der Akademie in Attendorn am Biggesee. Drum war ich auf die Location, aber auch die Gruppe und Seminarinhalte sehr gespannt. Schließlich erlebt man mit Peter und Karen – egal wie lange man sie schon ken-nen darf – immer wieder etwas Neues!


Direkt zu Beginn am Freitagabend war erstmal Ankommen und Essen angesagt. Außerdem blieb natürlich das große Hallo und erstes gegenseitiges „Beschnuppern“ der neuen Leute nicht aus. Schließlich sollte die Arbeit mit Peter und Karen erst am nächsten Tag morgens um 10 Uhr starten. Abends stellte uns Claudia Libbi, eine Doktorantin der Universität in Leiden (Niederlande), ihr Projekt an der Uni vor. Dafür befragt sie CI-Träger*innen, die kürzlich ihre Schule/ihr Studium absolviert haben oder noch in der Ausbildung sind, zu ihren Erfahrungen und Erlebnissen. Sie möchte dazu einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Inklusion an Schu-len und Universitäten leisten. Daher haben einige von uns gerne bei der Studie mitgemacht und Claudia von den persönlichen Erfahrungen erzählt. Der Abend klang dann in entspannter Runde aus, manche versuchten sich auf der Kegelbahn, andere saßen bis spät in die Nacht mit einem Glas Wein (oder auch mehreren) beisammen. Der nächste Morgen begann ganz ent-spannt um 9 Uhr, für einige trotzdem zu früh, mit einem kurzen Gruppeninterview mit Claudia.
Um ca. 10 Uhr war dann endlich die Bühne FREI für das Traumduo Peter Dieler und Karen Jahn. Doch wir Teilnehmer*innen stärkten uns zunächst mit einer kurzen Kaffeepause, bevor es dann in die Inhalte des Seminars startete. Peter und Karen hatten sich zu-nächst für uns ein kleines Kennenlernspiel der etwas anderen Art ausgedacht. Jeder sollte von sich drei Sa-chen aufschreiben: zwei davon sollten wahr sein, eins davon eine Lüge. So wurde es auch für langjährige Bekannte nochmal interessant, etwas ganz Neues über die jeweilige Person zu er-fahren. Die Auflösung – so vertröstete uns Peter – erfolgte dann am Ende des Seminars. Wie immer lautete der Leitspruch: „Es ist EUER Seminar. Wir besprechen die Themen, die IHR gerne besprechen möchtet, die IHR einbringt!“. Dennoch haben Peter und Karen sich natürlich zuvor Gedanken gemacht und brachten das Thema „Gefühle“ mit. Der Grund ist ganz einfach: Wenn wir selbst gar nicht wissen, wie genau wir uns eigentlich fühlen, wenn wir beispielsweise etwas nicht verstanden haben, wie soll unser (hörendes) Gegenüber dann verstehen können, wie wir uns fühlen und dann dementsprechend auf uns Rücksicht nehmen (können)?! Also sollten wir Samstag und Sonntag viele neue Gefühle kennenlernen und lernen, uns präzise auszudrücken. Dafür sollten wir uns zunächst Situationen überlegen, in denen wir uns mit unserer Hörschädi-gung „sicher“ und „unsicher“ fühlen. Mit der Kennenlernrunde und diesem Themeneinstieg
brauchten wir dann doch erstmal eine ausgedehnte Mittagspause, aber auch aufgrund des dringenden Wunsches mancher Teilnehmer*innen, das zwar kalte, aber trotzdem schöne Wet-ter zu nutzen und an den Biggesee zu gehen. Man munkelt, irgendwer wollte auch schwimmen gehen. Allerdings sind die Beweisfotos hierzu bisher ausgeblieben… Am Nachmit-tag trafen wir uns wieder in der Runde und durften das IGEL-Modell, von Peter eigens „erfunden“, kennenlernen. Der Igel ist ein tolles Symboltier, schließlich sagt man ja auch „Man igelt sich ein“, wenn man sich zurückzieht, beispielsweise aufgrund von verletzten Gefühlen. Andererseits ist der Igel auch ein perfektes Akronym:
I = Ich-Botschaft
G = Gefühl benennen
E = Erklären
L = Lösungsvorschlag anbieten
So können konstruktiv die (verletzten) Gefühle zum Ausdruck gebracht werden und gleichzeitig (gemeinsam) die Lösungsvorschläge erarbeitet werden. Dadurch kann unser Gegenüber uns im besten Fall besser verstehen und mehr Rücksicht auf uns nehmen. Ein Beispiel wäre also: „Ich fühle mich ausgeschlossen, wenn du nicht wiederholst, was du gesagt hast, wenn ich nachfrage. Ich kann dadurch dem Gespräch in der Gruppe nicht mehr weiter folgen. Ich würde mir wünschen, dass du auf meine Nachfrage kurz wiederholst, was du gesagt hast, damit ich bei dem Gruppengespräch weiterhin aktiv mitreden kann.“
Nach dem intensiven Samstag voller Gefühle saßen wir abends erneut in fröhlicher Runde bei-sammen. Manch einer wollte es dann nochmal wissen und erprobte sein Können auf der Ke-gelbahn. Andere hielten wieder Schwätzchen und plauderten in der Runde fröhlich durchei-nander. Ganz nach Manier: die Hörenden machen das doch auch, wieso sollten wir es anders tun!? Für manch einen wurde der Abend wieder lang und später und die Nacht dafür umso kür-zer. Für die letzten ging es dann um halb vier Uhr mal zu Bett, schließlich sollte der nächste Seminartag und die Abreise noch lang sein. Der Sonntag startete wieder entspannt, für den ein oder anderen ohne Frühstück, weil verschlafen, und mit viel Kaffee. Damit wir entspannt wach werden konnten, wurden wir erstmal in Kleingruppen geschickt und sollten über unsere Situa-tionen, in denen wir uns mit unserer Hörschädigung unsicher fühlten/fühlen, diskutieren. Dabei sollten wir zunächst skalieren, wie „schlimm“ oder „unan-genehm“ die Situation für uns ist. Skalieren hilft un-gemein, um Situationen und Gefühle besser ein-schätzen zu können. An dieser Stelle an Dank an Ka-ren und ihren systemischen Background, den sie im-mer wieder eingebracht hat. Gemeinsam sollten wir überlegen, wie wir diese Situationen für uns ein biss-chen besser gestalten bzw. lösen könnten, damit wir uns zukünftig in ähnlichen Situationen si-cherer fühlen. Außerdem durften wir im Plenum dann das IGEL-Modell direkt praktisch
anwenden und unsichere Situationen in IGEL-Sätze für unser Gegenüber formulieren. Das klappte – trotz Müdigkeit und ohne Übung – tatsächlich erstaunlich gut! Wir waren überrascht, wie einfach und logisch das IGEL-Modell anwendbar war. An dieser Stelle also einen Dank an Peter, der uns dieses eindrückliche Modell mit auf den Weg gegeben hat! Anschließend wurde noch der sogenannte „Parkplatz“ besprochen – jeder, der schon mal bei Peter auf einem Seminar war, kennt ihn, der Rest sollte ihn dringend kennenlernen gehen! Dabei entstanden nochmal spannende Diskussionen und wir hörten von Peter die Geschichte „Puzzleteil“. Auch hier möchte ich nichts vorwegnehmen und jedem dringend ans Herz legen, ein Seminar mit Peter und Karen zu besuchen, um diese Geschichte ebenfalls kennenzulernen. Danach gab es noch die Auflösung von der Kennenlernrunde und einige Lügen wurden aufgedeckt, andere mussten erst preisgegeben werden. Danach war der Abschiedsschmerz schon viel zu schnell da, es wurde noch ein schönes Gruppenfoto gemacht und danach hieß es auch schon „Adieu, bis bald und auf Wiedersehen!“. Bei der Abfahrt wurde es kurz noch-mal spannend, ob denn auch alle Teilnehmer nach Hause kommen, da erstmal Starthilfe ge-leistet werden musste… Aber auch das gelang mit vereinten Kräften und vor allem viel Frauen-power!
Bleibt dran, denn: Fortsetzung folgt… (ab 2025 bei den Seminaren mit Peter und Karen)

Carolin Stothut

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